ANOTHER ONE OF BEER'S MINDBUGGINGLY AWESOME AY CARAMBA LISTS, weltherrschaft, writing

Biel hat angerufen…

und haben gemeint: “No means no!” Was so viel heisst wie “nomeansno”.
Tja, auf einer Seite bin ich gottenfroh, auf der anderen Seite kackt es mich gewaltig an. Und auf der dritten Seite überlege ich mir, vor welchem geometrischen Körper ich gerade stehe…
Ich sehe vor meinem inneren Auge den Seklehrer, der gemeint hat:”Du und Kantonsschule? Leider nein. No means no.”
Irgendwo an einer sehr unerwachsenen Ecke funktioniere ich am besten im Trotzmodus.
Danke, Biel. Den hast du mir gewaltig aktiviert.

ENGLISH VERSION

www.nomeanswhatever.com/

F*** YOU!

ANOTHER ONE OF BEER'S MINDBUGGINGLY AWESOME AY CARAMBA LISTS, fuck the system, writing

adSense – Einspruch euer Ehren / objection, your honor!

Ich habe bei adSense (wo sie mich blockiert haben wegen unlauterem Wettbewerb oder so) Einspruch erhoben. Sie sollen mein Konto doch coffertori nomol wieder aufschalten.
Die haben gefunden: Schuldig in allen Anklagepunkten!
Kein adSense mehr.
Nun, da kann ich nur sagen: verfluckt!

Ich bin im Moment an meiner Webseite pascalbeer.ch dran. Guckt doch bei Gelegenheit mal rein. Ich werde da einen Button JEDER RAPPEN ZäHLT erstellen, auf den du via PayPal Geld direkt auf mein Konto einzahlen kannst.
Nicht das ich glaube, irgendjemand würde das machen, aber ich werde nichts unversucht lassen. 😀
Bis dahin bin ich immer noch an meinem Roman-Opus-Magnus am Schreiben.
Ich habe den Bieler Jungs einmal eine Kostprobe der Reise geschickt. Mal sehen, was die davon halten.

ENGLISH VERSION

I complained to this adSense company, that all their accusations were, on the one hand, correct, but that I was to be given a second chance. and so on.
whereafter they said: no mitingation circumstance. which is a phrase from a New Model Army song (the hunt). So I accepted it immediately.
What can I say:
FUCK!

Furthermore, I am working on my personal website pascalbeer.ch (which is a pain in the ass, because it is a PERSONAL website.)
I will add a DONATE BEER button where you can donate beer. Not that I think anybody will ever use it, but hey, hope dies last. It will be connected to my paypal account and redirected to my bank account. so it goes.
and until then, I am working on my opus magnus. journey to the end of the world.
so it goes.

so was in der Art / something along these lines 😀

LB, writing

Motivationsschreiben für das Literaturinstitut Biel


…ich bewerbe mich ja für so ein Literaturding in Biel und Leibzig. Ich habe Dir, lieber Blogleser, mein Motivationsschreiben angehängt. Somit bist du bestens informiert, um was es eigentlich geht. Viel Spass.

    ich sass in der hintersten reihe einer lesung. ein freund von mir las über das schreiben. »und manche schreiben, um nicht zu vergessen, aus welchem loch sie gekrochen sind«, las er.
    erste klasse. ich und mein freund sassen in der gleichen schulbank. mit dem gleichen berufswunsch. fast alle aus unserer klasse hatte den gleichen berufswunsch. darunter auch ein mädchen. rosangiela. rosangiela war die tochter von unserem lehrer, theofil. theofil war derjenige, der uns orion gezeigt hatte. er sagte: «das ist orion.»
     ich sagte: «du bist ein mädchen. mädchen können nicht astronauten werden.» 
     rosangiela schlug mir eins auf die nase. sie war meine erste freundin.
    ein jeder in unserer klasse konnte es kaum erwarten, endlich den planeten zu verlassen. nach orion zu fliegen. dort wohnten die ausserirdischen.
     in der zweiten woche schnitt mir theofil fussballspiel mit seiner grossen, schwarzen schere eine seite aus meinem schönschreibeheft.
    «das sieht ja aus wie ein caputter lattahag, coffertori», sagte er und meinte meine seite mit den f.
    in der vierten klasse zogen wir weg. ich kannte niemanden dort und machte 39 fehler beim abschreiben.
    dann war ich neunzehn und machte mir sorgen um mädchen und meine maturaprüfung.
    dann gingen alle jura studieren und ich ging in die rs.
meine freundin machte mit mir schluss. alle anderen glaubten, ihr computer würde ins dunkelste mittelalter zurückgeschleudert werden und ich wollte in die fremdenlegion.
    zwei jahre später hatten alle windows millennium und ich studierte jura.
    zwischendurch wäre ich beinahe berühmt geworden.
    nach fünf semestern jura-studium wusste ich alles über alternativfilme, klassiker der frühen science-fiction-literatur und über den schwarzen block. 
    dann verliess ich die hsg.
    ich ging zurück in die schule, machte die ausbildung zum oberstufenlehrer und unterrichtete drei jahre lang.
    manchmal, wenn orion besonders hell schien, kriegte ich nach einer halben stunde nackenstarre und musste eine weile geradeaus schauen. in solchen momenten wusste ich, dass ich so schnell wie möglich den planeten verlassen musste.
    dann kam das ende der welt wieder. ich machte innert zehn monaten mit drei freundinnen schluss und packte meinen rucksack immer wieder von neuem. gleichzeitig stapelte ich meinen ganzen besitz in einem zimmer und plante, alles auf ebay zu versteigern. der erste artikel, eine dvd mit dem titel DIE OLSENBANDE AUF FREIEM FUSS, wurde nicht versteigert. ich hatte augenblicklich die nase voll von ebay und verschenkte alles.
    im sommer 2010 sass ich auf einer bananenschachtel mit dem, was übrig geblieben war. 
    ein paar notizbücher und ein kalligrafieset.
    ich war offiziell nicht mehr in der schweiz. krankenkasse und versicherungen waren gekündet. dann liess ich die schachtel und die halbe pensionskasse in der garage meiner eltern liegen und reiste mit trottinette und gitarre nach westen.
    einmal, während der nachtwache auf dem kleinen segelschiff hooker, auf deutsch nutte, sah ich orion hoch über mir, sein spiegelbild auf dem atlantik und das meer rund um das schiff phosphoriszierte grünlich.
    elf monate später stand ich wieder auf schweizer boden. genauer im flur der wohnung eines kumpels, der mir angeboten hatte, ein paar tage bei ihm anzukommen. ich blieb ein jahr. 
mein blick glitt vom flur zur küche und ich wunderte mich, warum mir seine orange gestrichene küche mit dem schwarzen balken mittendurch nicht schon vorher aufgefallen war. die nachbarin stand mit nassem haar und im bademantel hinter mir. sie tropfte eine lache in den flur. ihr freund lag in der badewanne. er hatte nur ein bein. 
    dann war die lesung vorbei.  
    «wo arbeitest du zur zeit?», fragten mich lehrerkollegen. 
    «ich arbeite an einem buch», sagte ich.
    «das klingt spannend. das würde ich auch gerne mal machen», sagten sie, «und – wo arbeitest du zur zeit?»
    zwei monate nach meiner heimkehr war ich wieder bereit, den planeten zu verlassen.
    auf dem ballermannflieger nach mallorca lernte ich jessie kennen. ich hatte eine attica in der altstadt von palma und sie einen freund in australien.
    sie kochte und ich schrieb ein buch. statt zu schreiben, dekantierte ich den rotwein und dieser liess uns zu buena vista social club tanzen und auf dem dach unter den sternen schlafen. 
    «this is the perfect place for having sex», sagte sie und ich sah orion am nachthimmel leuchten.
    ein paar wochen später war ich zurück in der schweiz und einer von sechs gewinnern eines literaturwettbewerbs. ich schrieb ein gedicht auf die rückseite der ausschreibung. der titel: THEME SONG FOR THE NEVER TO BE SEEN MOTION PICTURE: POOR FUCK SOLD HIS SOUL AND COMPLETELY FORGOT TO COMMIT SUICIDE OVER THE POOR SELLOUT. dann nahm ich die 800 chf preisgeld und kaufte mir eine schreibmaschine. eine schwarze, nach maschinenöl duftende hermes media.
    dann tippte ich die 427 seiten manuskript von mallorca nochmals ab. das rft-dokument hatte sich selbst erfüllt und mir   z     w     i     s     c     h     e     n      j     e     d     e     s      z     e     i     c     h     e     n      f     ü     n     f      l     e     e     r     s     c     h     l     ä     g     e      e     i     n     g     e     f     ü     g     t     . 
    das ganze sah sehr nach konrad bayer aus. 
    und das war das erste mal, wo mir wegen der schreiberei glaub ich ein teil meines verstandes flöten ging.
    ich hämmerte jeden tag ein gedicht in die schreibmaschine. das erste gedicht hiess DER TAG, AN DEM DAS SCHREIBEN ZU MIR KAM und ging so: «der tag, an dem das schreiben zu mir kam war der tag, an dem ich den ersten haemorrhoiden in meinem arschloch fand.»
    ich las zu der zeit viel bukowski. er schrieb irgendwo: «wenn ich je in meinem leben eine creative writing class unterrichten sollte, würde mein erster auftrag an die studenten lauten, sich ein paar haemorrhoiden wachsen zu lassen. oder auch nicht.»
ich mochte das. noch jemand, der über haemorrhoiden schrieb.
hier waren wir. ein toter säufer, der über sein leben in bunker hill, hollywood mit nutten und pferderennen schrieb.
und ein straight-edge-squatter, der auf der suche nach dem ende der welt war.
    dann nahm ich eine erhebliche anzahl bäder und versuchte, ein echter schriftsteller zu sein.
    die vierte version der reise wurde zum probelesen rausgegeben.
    ein kumpel, dessen literarischer horizont sich nach seinen worten auf die lektüre des telefonbuchs beschränkt, meinte: «das beste buch, das ich je gelesen habe.»
    ein kumpel, der schriftsteller war, nahm seine grosse, schware schere zur hand.
    bukowski schrieb in einem seiner gedichte: «wenn du es zuerst deiner frau oder deiner freundin oder deinen eltern oder deinem freund oder überhaupt irgendjemandem vorlesen musst, dann bist du nicht bereit.»
    im herbst begrub ich die reise. verbrannte gut 1’500 seiten an manuskript. das feuer verschlang die sieben versionen mit heisshunger. ich legte noch meine reisegitarre mit dem gebrochenen hals oben drauf. 
    das feuer knallte. 
    ich holte mir eine verbrennung.
    dann gründete ich eine firma. muskat media. verlag für buch und musik.
    «damit machen sie heutzutage aber kein geld mehr», sagte mir die frau von der sozialversicherungsanstalt.
    «ich weiss», sagte ich und liess mir den rest meiner pensionskasse auszahlen.
    das ende der welt rückte näher. am 21.12.12 war ich dort, wo ich zu der zeit sein wollte, wenn das geschah, was geschehen würde. es geschah das, was geschehen war. 
    nun kannte ich das ende der reise.
    ich verirrte mich für unbestimmte zeit in einem kloster in nepal.
    dort musste man schweigen und so lange sitzen, bis die knie und der hintern gewaltig schmerzten.
    lesen und schreiben waren verboten. einer, der auch sass, schrieb auf toilettenpapier. ich hatte kein schreibzeug und brauchte all mein toilettenpapier wegen des currys.
    dann kam ich am flughafen zürich an und musste dringend auf die toilette. 
    erst duftete es nach limetten, dann nach dem ende der welt.
    dann fragte ich den saldo auf meinem bankkonto ab. ich spare mir die details.
    dann sass ich hin und schrieb das hier.
    das muss genügen.
.
pascal beer. im februar 2013.

au ja. Und das malheur mit den Haaren. 

ANOTHER ONE OF BEER'S MINDBUGGINGLY AWESOME AY CARAMBA LISTS, writing

MUSKAT (Gewinnertext des SAITEN Literaturwettbewerbs 2012)

MUSKAT


von Pascal Beer




“…il vide les maisons et remplit les tombes.”


“Bevor ich die Geschichte beginne, mache ich Sie nochmals, und dies ist das letzte Mal in unserer Begegnung, wo ich mich wiederholen soll, auf folgende zwei Punkte aufmerksam.”

Der Mann auf dem Rücksitz strich sich mit einer leichten Drehbewegung durch den langen, spitzig zulaufenden Schnurrbart. Dies war neben den markant dunklen Augenlidern seine einzige Gesichtsbehaarung. Auch die Kopfhaare fehlten gänzlich, schienen nie vorhanden gewesen zu sein. Stattdessen besass die Kopfhaut eine in der Sonne beinahe golden schimmernde Bräune.

“Was auch immer”, entgegnete der Fahrer gleichgültig. Sein stark akzentuiertes Deutsch liess erahnen, dass er noch nicht lange in diesem Land lebte. Oder schon viel zu lange.

Er blickte in den Rückspiegel. Irgendetwas am Aussehen dieses Fremden liess den Fahrer nicht los. Waren es die dunklen Augen? Oder die makellose, straffe Haut, auf der die Zeichen von Zeit völlig fehlten, was diesen Fremden schwer einzuschätzen machten? Er blickte wieder nach vorne, als wolle er sich von der Anziehungskraft lösen, die der Mann auf dem Rücksitz ausstrahlte.

“Wohin soll es denn gehen?”

“Fahren Sie Richtung Westen”, erwiderte der Fremde und strich sich mit leichten Drehbewegungen seinen Schnurrbart steif. 

“Erstens – Sie unterbrechen mich nicht, während ich Ihnen die Geschichte erzähle.”

“Was auch immer, Mann.”

“Haben Sie mich verstanden, Señor Corbas?”

Der Fahrer zuckte leicht zusammen.

“Mein Name ist Dillago”, der Fahrer stupste mit dem Zeigefinger auf einen plastifizierten Ausweis mit Foto und Kleingedrucktem, “Amando Dillago.” Der Zeigefinger tippte weiter auf dem Ausweis rum.

“Aber natürlich sind Sie das, Señor.” Der Fremde blickte durch den Rückspiegel nach vorne, musterte das Gesicht des Fahrers. Schweisstropfen liefen diesem aus seinem schütteren, gekräuselten Haar über die Schläfen, seinen ausgeprägten Kieferknochen und der Hauptschlagader entlang, die unnatürlich stark abstand, runter und verflossen im karierten Blau-rot des Baumwollkragens.

“Vaffanculo”, rief der Fahrer aus, verwarf die Arme und drückte mit beiden Händen auf die Hupe. Der Mann auf dem Rücksitz sass regungslos da, fixierte den Fahrer durch den Rückspiegel. Als es wieder still war, fuhr der Fremde fort.

“Zweitens – ich möchte Ihnen nochmals die Möglichkeit einräumen, von dieser Geschichte abzusehen.” Er pausierte. Ein breites Grinsen brachte eine Reihe schneeweisser Zähne hervor. Die Augen schienen ganz in ihren dunklen, mandelförmigen Höhlen zu versinken.

“Was immer Sie wollen, Mann.”

“Nein, Señor Corbas”, in der Stimme des Fremden schwang plötzlich der Klang von Autorität mit. Der Fahrer zuckte erneut zusammen, blickte zögernd auf seinen plastifizierten Ausweis, der geduldig zu warten schien und dann wieder flüchtig in den Rückspiegel. Die Körpersprache des Fahrers drückte Empörung und Verspannung aus, die er mit einem müden Ausatmen, als sein Blick wieder zurück auf die Strasse glitt, vergebens zum Verschwinden zu bringen versuchte.

“Diesmal müssen Sie sich klar äussern, Señor Corbas. Ja – oder nein.”

“Ist ja gut. Wenn Ihnen das so wichtig ist. Ja, okay. Erzählen Sie mir die verfluchte Geschichte.”

Für einen Sekundenbruchteil veränderte sich der Gesichtsausdruck des Fremden auf dem Rücksitz. Doch dies ging am Fahrer ebenso unbemerkt vorbei wie das Schattenspiel einer tanzenden Kerze dem helllichten Tag.

“Die Geschichte beginnt in einer kleinen, unwichtigen Hafenstadt am Golf von Oman”, begann der Fremde, “diese Stadt sollte später den Übernamen “Stadt des Fallens” kriegen. Aber niemand ausser einer Handvoll Menschen weiss heute noch um den wahren Hintergrund dieses Übernamens. Und die paar Wenigen gäben ihre Geschichte nicht einmal im Angesicht einer glühenden Nadel preis. Jeder einzelne von ihnen würde schweigen –  ein Leben in Dunkelheit wählen.” 

Der Fremde pausierte und strich sich durch seinen schwarzen Schnurrbart. Sein weisses Hemd und seine grauen Hosen waren makellos. Die drückende Hitze in dem nicht klimatisierten Auto schien ihm nichts anzuhaben. 

“Sie beginnen das Ausmass dessen zu erahnen, was ausschliesslich für Ihre Ohren bestimmt ist, Señor Corbas.”

Der Taxifahrer schwieg. Ganz entgegen dem Fremden machte ihm die Hitze schwer zu schaffen. Rund um den Schritt war die dunkle Buntfaltenhose noch dunkler. Das Hemd klebte an den Achselhöhlen fest. Sein Blick glitt ständig zu einem am Rückspiegel baumelnden Amulett. Es hatte etwa die Grösse eines Fünffrankenstücks und bestand aus drei ineinander gelegten Kreisen. Der äusserste Teil, blau durchsichtiges Glas, umfasste einen milchweissen Kreis, in dessen Mitte die schwarze Pupille thronte, die dem Amulett die Erscheinung eines Auges verlieh.

“Nazar”, flüsterte der Taxifahrer jedes Mal, wenn er auf das Amulett blickte. Es hing da, in Griffdistanz, im Akkord mit den kleinen Erschütterungen durch die Schlaglöcher vor sich hin baumelnd.

“Si, Señor.”

Der Fremde lächelte unmerklich, strich sich mit seiner Linken durch den Schnurrbart.
“Wir treffen dort einen Mann. Der Name dieses, unseres Mannes, nun – dieser Name darf sehr wohl genannt werden.” Er hielt kurz inne, schien den Moment abzuwarten, dann legte er den Namen auf den Atem, der aus seinen Tiefen empor strömte. 

“Muskat.” 

Dann war es still. 

Nur das monotone Geräusch von Rädern auf Asphalt war zu hören.

“Was für ein klingender Name. Muskat”, sprach er und schien diesem Namen einen geheimnisvollen, alten Klang einzuhauchen.

“Sie sehen, Señor Corbas, jeder Mensch erzählt eine Geschichte. Und es rinnt und rinnt und rinnt der Sand – und die Menschen verbringen ihr ach so kurzes Dasein damit, in dem riesigen Berg an Scheisse, Sie verzeihen mir den Ausdruck, zu wühlen und nach einer von diesen – einer wahren Geschichte – zu suchen. Ist es nicht Ironie des Schicksals? Wenn sie diese eine Geschichte dann endlich – aber nicht doch. Ich schweife ab. Verzeihen Sie meine Geschwätzigkeit. Unser Freund Muskat hat auch eine Geschichte zu erzählen, und zwar eine jener, die in dem stinkenden Scheisshaufen von Lug und Trug ein jeder zu finden erhofft.” Der Fremde deutete ein selbstgefälliges Lächeln an. Ein unmerklicher Hauch. Ein Grashalm erzittert leise. Und der Wind war nie da.

Der Fahrer griff sich in die Westentasche und zog ein Tuch hervor, mit dem er sich den kalten Schweiss von der Stirn, den Schläfen entlang und den Hals runter bis zum Kragen seines Hemdes abwischte.

Wo zum Teufel soll ich bloss hinfahren, dachte er sich und blickte nervös in den Rückspiegel.

Fast im selben Augenblick fiel ein einzelner Tropfen auf die Windschutzscheibe. Dann drei weitere. In der Zeitspanne eines Wischs von der Stirn bis zum Hals und dem Wegstecken eines Taschentuchs hämmerte ein Platzregen aus dem dunklen Vorhang auf das Auto nieder, das sich in dieser Szenerie verloren nach Westen bewegte.

Der Fahrer stellte die Scheibenwischer ein und erinnerte sich in dem Moment daran, dass er die Scheibenwischergummis hätte auswechseln müssen.

“Muskat bewegte sich in die kleine Hafenstadt wie ein heisses Messer durch Butter. Dies war im Jahr 1507. Die Stadt wurde danach ihm zu Ehren in Muskat umbenannt. Kurze Zeit später sollte diese in die Hände portugiesischer Piraten fallen, die einen grossen Teil der Stadt zerstören, plündern und ihre Saat über diese fremde Erde verspritzen würden. Die Stadt ist heute nicht mehr unter dem Namen Muskat bekannt. Wie könnte sie auch. Wie hätten die Seelen der Zeugen aus Jahrhunderten, die um die tatsächlichen Geschehnisse wussten, bei diesem Gedanken jemals Frieden finden können?

Das Auto fuhr in die schwarz-graue Wand aus Regen, Blitz und Donner. Der Fahrer musste sich nach vorne lehnen, um die Strasse in dieser plötzlich aufgekommenen Dunkelheit noch sehen zu können. Sein Blick glitt zum Rückspiegel. Wieder zurück auf die Strasse. Das Talisman tanzte den Walkürenritt aus Wasser und Feuer frenetisch mit.

“Nazar”, flüsterte der Fahrer leise vor sich hin. Nazar. Immer wieder. Nazar.

“Fahren Sie auf dieser Strasse weiter.”

Als ob ich eine andere Wahl hätte, bewegte der Fahrer wortlos seine Lippen.

“Si, Señor.”

“In der Stadt wohnte, in einem Winkel, für den die Sonne Morgens nicht aufging, eine Frau. Gleich wie dieser Teil der Stadt gemieden wurde, wurden alle, die in diesem Stadtteil wohnten oder verkehrten, gemieden. Diese Leute wiederum mieden die besagte Frau. Muskat erreichte die Schwelle ihres Heims auf direktem Weg. Er schenkte Begrüssungsformen, wie es in jeder Kultur ermüdend viele gibt, keine Beachtung und trat ein.

Im Raum tanzten die Geister verschiedenster lichter und dunkler Zeitalter miteinander einen wilden Reigen. Symbole der Ägypter, Sumerer, Etrusker, Mesopotamier und unbekannter, versunkener Kulturen hingen an den Wänden, waren ins Holz der Balken geritzt, schmückten braune Tontafeln. Sprüche in den Sprachen dieser und anderer Welten, bekannt, unbekannt, verloren, vergessen, verboten, waren hier auf Papyrus geschrieben, dort auf Felle gezeichnet oder in kunstvollen Ornamenten auf Eier geritzt.

Obwohl die Zeit des Tages die Sonne im Zenit hielt, war dieser Raum von einem Schatten eingenommen – gehörte diesem Raum eine lauernde Dunkelheit. Die Quelle dieser Dunkelheit sass in der fernen Ecke des Raumes auf einem Schemel, in eine schwarze Burka gekleidet. Von hinter dem schwarzen Schleier waren zwei Abgründe auf Muskat fixiert.

“Muskat”, zischte es aus der Dunkelheit. Es klang, als würde Galle gespuckt, “so bist du letzten Endes doch gekommen.”

Unheil thronte im Raume. Blickte aus einem Gerichtsstand, der dem Recht von Wort über Blut folgte, auf die Gestalt in Schwarz nieder.

“Ich komme immer, wenn die Zeit reif ist”, sagte Muskat.

“So sagst du”, antwortete der Schatten und lachte giftig.

“Dir ist ja gewahr, dass du die einzige bist, die ich ein zweites Mal besuchen muss.”

“Du bist leider nicht der einzige, der mich nur als Frau gesehen hat.”

Muskat strich sich mit Daumen und Zeigefinger über die Oberlippe und atmete langsam ein. Dann blickte er die Frau an. Blickte durch ihre Augen – tief in sie hinein.

Die Frau erhob sich gleichzeitig von ihrem Schemel, öffnete ihre Handflächen und schloss die Augen für einen kurzen Moment. Dann heftete sie ihren Blick auf Muskat – öffnete die Fenster zu seiner Seele – stieg in ihn hinein.

Hier, an einem dunklen Ort in einem dunklen Quartier einer Stadt, die bald nicht mehr sein würde, begegneten sich zwei Blicke, die beide die Ewigkeit gesehen hatten. Was gibt es da noch zu erzählen?

Muskat verliess die Hütte, verliess die Stadt, das Land und wandte sich dem Norden zu. Die nächste Begegnung.

Zurück blieb die schwarze Burka von jemandem, der einen Blick in die Ewigkeit geworfen hatte. Und auch davon blieb nichts übrig.”

Der Fremde blickte den Fahrer an. Dessen Hände klammerten sich am Lenkrad wie an einem Rettungsring fest. Das blutlose Weiss auf seinen Handrücken verdrängte alle Anzeichen von Gesundheit und breitete sich langsam über seine Arme aus.

“Señor Corbas?”

“Was?”, sagte der Taxifahrer verdutzt, liess für einen Augenblick das Steuerrad los.

“Hab ich Sie jetzt grad von einem anderen Ort zurückgeholt?” Das Lachen des Fremden war eines aus Leichtigkeit und Spott.

“Das täte mir Leid. Auf jeden Fall habe ich mir vorgenommen, vorsichtiger zu sein. Sie verstehen, in falschen Händen kann diese Geschichte eine verheerende Wirkung haben.” Er schmunzelte, “Dies war meine, sagen wir mal – Lektion in Sachen…”

“Genug!”, fuhr der Fahrer ihn an. Er riss das Amulett vom Rückspiegel runter und umschloss es mit seiner verschwitzten Hand. “Hören Sie sofort auf damit! Ich will nichts mehr hören. Ich will Ihre Geschichte nicht hören.”

“Ach, kommen Sie schon, Señor Corbas. Sie müssen doch zugeben, dass ich Ihre ganze Aufmerksamkeit hatte.” Der Fremde lächelte amüsiert. “Spass beiseite, ich…”

“Nein!”, schrie der Fahrer, stampfte auf die Bremse und brachte den Wagen, der auf der sandigen Strasse nach links und rechts ausbrach, nach längerem Rutschen zum Stehen.

“Steigen Sie aus! Sofort!” Der Fahrer starrte den Fremden mit panischem Blick an. Dieser erwiderte den Blick erstaunt.

“Es, es tut mir Leid, Señor. Habe ich etwas Falsches gesagt? Ich meine, ist alles in…”

“Raus! Sofort!”

“Aber Señor, gestatten Sie mir wenigsten, Ihnen die Fahrtkosten zu vergüten.”

Der Fahrer blickte das erste Mal auf seine Taxiuhr. Ein Schauer durchfuhr seine Glieder.

“Das ist nicht möglich. Das ist nicht möglich”, stammelte er. “Das, das ist…, wie…, wo…, das ist nicht möglich?”

Der Regen hatte aufgehört. Dunkle Wolken belagerten den Himmel, als das Taxi in Richtung Horizont davon raste.

Der Fremde blickte dem davonfahrenden Auto nach und strich sich mit der linken Hand durch seinen schwarzen, spitz zulaufenden Schnurrbart. Er griff in seine Hosentasche und nahm eine goldene Schachtel hervor. Aus dieser nahm er eine braune Zigarillo, zündete sie an und zog genüsslich daran. Mit einer grazilen Bewegung nahm er die Zigarillo aus dem Mund, blies den Rauch aus und schmunzelte.

“Ich will Ihre Geschichte nicht hören, ich will Ihre Geschichte nicht hören”, mimte der Fremde eine mädchenhafte Stimme und verwarf seine linke Hand mit der Zigarillo leicht nach hinten. “Dabei, Hernando Corbas, kennst du die Geschichte schon längst. Und nun renn und verkünde ihr die frohe Botschaft.”

Wie der Nachruf des vergangenen Schauers erklang es. Zuerst nur einmal. Dann deren drei. Und es dauerte, dass man sich den den kalten Schweiss von der Stirn wischt, bis der Fremde herauslachte. Laut und schrecklich. Er lachte und lachte. Und sein Lachen hallte durch den Olivenhain und verlor sich am Horizont, der wie ein böser Traum den Tag verdunkelte.

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der ganz normale wahnsinn, kaeptn's logbbook, poesie, writing

beer.daher

der alte ist zurück. wirklich? ja. oh, ich dachte, der wurde durch tatort und csi miami abgelöst? doch nicht der alte, der ALTE, besser DIE ALTE. ach so. wer zum teufel bist du eigentlich. ich bin dein alter ego. ach so. … … und, was geht so bei mir? willst du das wirklich wissen? weisst du es denn? phä, also hör mal zu, was bei dir geht: du hast den literaturpreis dankend entgegen genommen, wurdest am gleichen abend mit luis zafon verglichen, hast tatsächlich jemanden, der regelmässig deinen blog liest (dank an dieser stelle an den tatsächlich jemanden) hast somit neben den dreiundvierzig klicks durchschnittlich, die du selbst auf den blog klickst, um die statistik rechtens zu halten, noch einen klick sozusagengratis. des weiteren, so das alter ego, bist du viel am lesen, experimentierstmitverschiedenstenschreibstilenumherundrevolutionierstdiedeutschegrammatikaufrechtschreibung2013sozusagendienachweltuntergangsgrammatik. da aber noch alles im grünen bereich läuft, belässt du deinen aktuellen einfluss von konrad bayer auf konsequenter kleinschreibung und diverser sprachexperimente
sprachsexperimeter
spassbarometer
strassenperistaltik
und das kommt nicht gut, besser kommt es überhaupt am besten, wenn der superlativ dem positiven die neutrale faust haut. das kommt nicht gut. der positive sich superlativ neutralisiert fühlt. das kommt nicht gut. besser noch, der neutralisierte dem superlativen einen positiven input in form von das kommt nicht gut gibt. somit ist das blaue auge mitnichten das blauäugige zyklopisch positive. das kommt, der kommt, kommt die positivista jetzt schon. schneller als geplant. das kommt nicht gut.

des weiteren arbeitest du an verschiedenen musikprojekten. arbeitest an der idee einer eigenen webseite, für die du tausendundeine zündende idee hast, aber keinen feuerlöscher für den rest. zwei bands haben dich wegen eines musikvideos angefragt. du nimmst wahr, dass wahrhaftig wenig geld im schreiben liegt und literaturpreise an keine konradbayers verliehen werden, der du auch gar nicht sein willst. die überdosis gasofen mit einunddreissig ist schon drei jahre passé, also weiter im takt.

du bist noch umgezogen. wohnst jetzt erst recht nirgendwo, diesmal zumindest geografisch bestimmbar. sie fuhr sich mit der hand langsam der innenseite seinerihrer schenkel weg. dieses geografische nirgendwo liegt als wegpunkt zwischen sanktgallenundspeicher. und zwar genau hier > . < er zuckte zusammen und liess sie zusammen zucken. hier oben ist dort oben und es hat sonne, kühe und dreizehn fragende postkartenflügel. als sie zusammen entzückt waren, liessen sie voneinander gegenseitig ab, er widmete sich der kaffeemaschine und sie wurde achtzig jahre jung. des weiteren kommt mit der neu erscheinenden webseite, die provisorisch und in entwicklung ist, diverse berufsqualifikationen, unter denen man deine dienste für überteuertes geld anwerben kann. dies seien  unter anderem, und nach kompetenzen geordnet: wahrsager, despot (bedingt ein französisch, spanisch, deutsch, englisch oder rätoromanisch beherrschbares land. arabisch in ausnahmefällen) groupie für sehr bekannte girlbands oder einzelacts. revolutionär (schliesst despotenanstellung aus). celebrity (für celebrityparties und whoiswho. diese anstellung kann auch barfuss oder nackt zu entsprechendem aufpreis gewünscht werden). eher schwach bist zu, aber auch durchaus als temporäranstellung zu haben, als quartierpolizist. briefträger an der langstrasse zürich. velopumpe für ein damenrad (klapprig von vorteil), sonnenschein für dunkle zeiten. ringträger (buchbar in frodoverkleidung oder nackt mit aufpreis).

danke alter ego. danke welt für das wunder, dass jemand so etwas bis zum dankbaren ende liest. gott ist im internet. feissbugg ahoi. lasst den deutschen ihre briefmarken.

käpten schööfigs

travels🌎, writing

Vorbereitungen für Mallorca / preps for Mallorca

Notizhefte beisammen, Schreiber und Marker eingepackt, Computer dabei, Musik, Joggingschuhe, Badehosen und 3 T-Shirts eingepackt. Gitarre, Zahnbürste und Frottétuch.

Das sollte eigentlich passen, auf ein Jahr Reisen zurück zu blicken. 
Morgen geht’s nach Mallorca. Ich melde mich dann wieder regelmässiger zu Worte. 
ENGLISH VERSION
Notebooks packed, biros and highlighters bought, Computer in, music, running shoes, trunks, a couple of t-shirts. Guitar, toothbruch, towel.
I am ready. Ready to revise a year of travelling without money and by the way creating a bestseller, haha.
Tomorrow I am heading off to Mallorca. From there I’ll update the blog again on a regular base.